Zoonosen (griech. zoon „Lebewesen“ und nosos „Krankheit“)
Zoonosen sind von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Infektionskrankheiten. Es sind gegenwärtig etwa 200 Krankheiten bekannt, die sowohl bei einem Tier wie auch beim Menschen vorkommen und in beide Richtungen übertragen werden können. Die eigentlichen Erreger können dabei Prionen, Viren, Bakterien, Pilze, Protozoen, Helminthen oder Arthropoden sein.
Einteilungen der Zoonosen
Zooanthroponosen: Die Infektion wird vom Tier auf den Menschen übertragen. Anthropozoonosen: Die Infektion wird vom Menschen auf Tiere übertragen. Amphixenosen: Die Infektion kommt sowohl beim Mensch als auch beim Tier vor und wird in beide Richtungen übertragen.
Direkte (ortho) Zoonose: Die Zoonose wird durch direkten Kontakt oder einen mechanischen Vektor von einem Wirbeltier auf ein anderes übertragen. Zyklozoonose: Bei der Zyklozoonose muss der Erreger zwischen verschiedenen Wirten wechseln. Sowohl Zwischen- als auch Endwirt sind Wirbeltiere. Metazoonose: Bei einer Metazoonose muss der Erreger zwischen verschiedenen Wirten wechseln. Der Zwischenwirt ist ein Wirbelloser. Saprozoonose: Saprozoonosen haben ein Reservoir außerhalb des Tierreichs. Als Beispiele für Reservoirs zählen Pflanzen, Erde und Wasser. Latente Zoonose: Übertragung der Zoonose durch zum Beispiel Fleisch. Der Erreger verursacht beim Zwischenwirt keine Symptome.
Zoonosen und Erreger von Zoonosen, Beispiele
Virale Zoonosen: FSME Hanta-Virose Japanische Encephalitis Kuhpocken Lymphozytäre Choriomeningitis Maul- und Klauenseuche Tollwut Vogelgrippe Caliciviren (Norwalk-like, Noro-Viren) Humane Rotaviren SARS Prion-induzierte Zoonosen: Transmissible spongiforme Enzephalopathie (TSE) einschließlich BSE der Rinder und Scrapie der Schafe Bakterielle Zoonosen: Campylobacter-Enteritis Bartonellosen Borreliose Brucellose Leptospirose Listeriose Milzbrand Pest Psittakose (Ornithose) Rotlauf Salmonellose Tuberkulose Tularämie Q-Fieber (Balkan-Grippe) Zoonotische Mykosen: Trichophytie Microsporie Parasitäre Zoonosen/Einzeller: Babesiose Chagas-Krankheit Kryptosporidiose Encephalitozoonose Giardiasis Leishmaniose Sarcocystiose Toxoplasmose Parasitäre Zoonosen/Würmer: Anisakiasis Ankylostoma Askariasis Bethriozephalose Dirofilariose Dipylidiasis Echinokokkose Fasziolose Schistosomiasis Taeniasis Toxocariasis Trichinose Zystizerkose Parasitäre Zoonosen/Arthropoden: Milben (Acari) Sarcoptes Chorioptes Cheyletiella Psoroptes
Die Häufigkeit und Anzahl der Neuerkrankungen der meisten Zoonosen ist schwer einzuschätzen. Einerseits bleiben viele Zoonosen undiagnostiziert, andererseits besteht für die meisten Zoonosen keine Anzeigepflicht. Allgemein gültig ist jedoch, dass je häufiger und je direkter ein Kontakt mit Tieren oder Fleisch besteht, desto größer auch die Gefahr sich mit einer Zoonose zu infizieren. Essgewohnheiten können einen Einfluss auf die Verbreitung von Zoonosen haben. So ist die Prävalenz von Toxoplasmose in England niedriger als in Frankreich, weil Engländer weniger rohes oder angebratenes Fleisch essen. Zystizerkose, ein Befall des Menschen mit Larven des Schweinebandwurms, kommt in jüdischen oder islamischen Bevölkerungsgruppen nicht vor, da diese kein Schweinefleisch essen. Immuninkompetente Menschen (Menschen mit einem durch eine andere Erkrankung schon stark geschwächten oder gar vollständig funktionsunfähigen Immunsystem) oder Menschen die sich einer Chemotherapie unterziehen, immunschwache Menschen, wie zum Beispiel alte Menschen oder Kinder, sind zusätzlich der Gefahr ausgesetzt, sich mit Erregern zu infizieren, die normalerweise bei Menschen nicht zu einer Infektionen führen. Eine spezielle Gefahr besteht für Schwangere. Manche Zoonosen können eine Schädigung des Fötus verursachen. Auch Neugeborene haben noch ein relativ schwaches Immunsystem und können durch sonst harmlose Infektionen stark gefährdet werden. Noch stärker gefährdet sind besonders Kinder, die nicht gestillt werden, da gerade durch die Muttermilch auch die mütterlichen Abwehrkräfte auf den Säugling mit übertragen werden. Bestimmte Berufsgruppen, wie zum Beispiel Tierärzte oder Landwirte, haben ein erhöhtes Infektionsrisiko, da sie oft mit Vektoren zusammentreffen. Eine besondere Gefahr geht von der steigenden Beliebtheit exotischer Tiere aus, besonders wenn diese Tiere unkontrolliert importiert oder gezüchtet worden sind. Diese Tiere können auch als Vektor von artuntypischen Krankheiten fungieren. Nicht alle Krankheiten bei diesen Tieren und somit auch die Zoonosen sind bislang immer vollständig erforscht. Unbekannte oder seltene Erreger können daher eine Diagnose erschweren und damit die rechtzeitige Einleitung einer zielgerichteten Therapie verhindern, soweit eine solche überhaupt vorhanden ist.
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