Das Verdauungssystem von Hunden

Tierärztliche Praxis für Kleintiere
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Das Verdauungssystem von Hunden

Hunde gehöhren zu den Beutetierfressern. Die Verdauung beginnt mit dem sogenannten „Kopfdarm“, d.h. dem Maul bis zum Schlundkopf. Daran schließt sich die Speiseröhre an, die in den Magen mündet. Schließlich folgen der Dünndarm und der Dickdarm. An der Verdauung sind außerdem die Leber und die Bauchspeicheldrüse beteiligt.

Der Kopfdarm

Im Maul wird das Futter zerkleinert und eingespeichelt. Der Speichel von Hunden enthält im Gegensatz zu dem Menschen keine Verdauungsenzyme und dient in erster Linie dazu, den Futterbrocken gleitfähig zu machen. Ungenügend zerkautes und zerkleinertes Futter, z.B. durch zu gieriges Fressen bei Futterneid oder Zahnprobleme, können die Verdauung beeinträchtigen. Hunde die zum gierigen Schlingen neigen, sollten das Futter ausreichend zerkleinert und in kleinen Portionen angeboten bekommen.
Magen

Der Magen ein Speicher für das Futter, bis es portionsweise in den Dünndarm abgegeben wird. Hunde können als Rudeltiere innerhalb kurzer Zeit erhebliche Futtermengen aufnehmen. Im Magen werden Fette und Eiweiß in einem ersten Schritt aufgeschlossen, indem die Magenwand die hierfür notwendigen Verdauungsenzyme sezerniert. Der von der Magenwand produzierte Magensaft weist aufgrund seines hohen Salzsäuregehalts einen niedrigen pH-Wert von ca. 1-1,5 auf und führt nach der Futteraufnahme zu einer Ansäuerung des Mageninhalts. Dies ist doppelt günstig: Einerseits können die Vorstufen der für die Eiweißverdauung verantwortlichen Enzyme (Pepsinogene) zu ihrer aktiven Form (Pepsin) aktiviert werden, wodurch eine beginnende Eiweißverdauung im Magen ermöglicht wird. Andererseits können durch den niedrigen pH-Wert des Magensaftes die mit dem Futter aufgenommenen Bakterien abgetötet werden. Findet keine ausreichende Sekretion von Magensaft statt, z.B. aufgrund von Stress oder starker körperlicher Anstrengung, wird der Magenbrei nicht ausreichend durchsäuert, Bakterien können sich schnell vermehren und die Nahrstoffe im Futterbrei abbauen. Bei diesem bakteriellen Nährstoffabbau entstehen Gase, die zu einer Aufblähung des Magens und im schlimmsten Fall zur Magendrehung führen können. Deswegen ist eine ausreichende Sekretion des Magensaftes von Bedeutung.Der Nahrungsbrei wird für mehrere Stunden im Magen gespeichert und anschließend in kleinen Portionen in den Dünndarm weitergegeben. Die Verweildauer hängt vom Futter und individuellen Faktoren ab.

Dünndarm

Der Dünndarm stellt den Hauptort der Verdauung dar. Hier werden Eiweiß, Fette und Kohlenhydrate in kleine Bausteine zerlegt, die dann über die Darmwand aufgenommen werden. Diese Aufspaltung der Nährstoffe erfolgt durch spezielle Verdauungsenzyme, die von der Darmwand und der Bauchspeicheldrüse sezerniert werden. Schließlich werden im Dünndarm auch Vitamine, Mineralstoffe und Wasser über die Darmwand aufgenommen.

Kohlenhydrate

Nährstoffverdaulichkeit: Kohlenhydrate

Empfohlener Anteil der Ration (%)Kein absoluter Bedarf. Aufgeschlossene Stärke ist ein wichtiger Energieträger.Folgen einer zu hohen ZufuhrDurchfall, Blähungen, bei Übergewicht/Diabetes mellitus: evtl. erhöhte Blutzuckerwerte und erhöhte Ausscheidung von Glukose mit dem Harn.Folgen einer zu niedrigen ZufuhrMögliche Probleme in der Trächtigkeit und Säugeperiode. Werden in diesen Lebensphasen keine Kohlenhydrate gefüttert, muss der Proteinanteil in der Ration zum Zweck der Glukoneogenese (Bildung von Glukose aus Aminosäuren) verdoppelt werden.

Typische Kohlenhydratlieferanten sind Kartoffeln, Nudeln oder Getreide. Sie müssen durch Kochen aufgeschlossen werden. In Fertigfuttermitteln geschieht dies durch eine kombinierte Wärme- und Druckbehandlung. Bekommen Hunde ein zu kohlenhydratreiches Futter, können Verdauungsprobleme wie Durchfall oder Blähungen auftreten. Zudem kann es besonders bei übergewichtigen Tieren beziehungsweise im Falle einer Diabeteserkrankung zu erhöhten Blutzuckerwerten sowie einer vermehrten Ausscheidung von Glukose mit dem Harn kommen.

Proteine

Nährstoffverdaulichkeit: Proteine

Empfohlener Anteil der Ration (%)Mind. 18 % i.d. Trockensubstanz bei erwachsenen Hunden, Erhaltungsstoffwechsel und 20-25 % i.d. Trockensubstanz bei Hunden im Wachstum und in der ReproduktionFolgen einer zu hohen ZufuhrLeber- und Nierenbelastung, Verdauungsstörungen wie Blähungen oder Durchfall.Folgen einer zu niedrigen ZufuhrSchlechte Haut- und Fellqualität, erhöhte Infektionsneigung, Muskelschwund, WachstumsstörungenFolgen schlechter EiweißqualitätSchmieriger Kot, Durchfall, Blähungen

Ein Futter für ausgewachsene Hunde im Erhaltungsstoffwechsel ist mit einem Rohproteingehalt von mehr als 18 % i.d. Trockensubstanz bereits bedarfsdeckend. In der Praxis werden die genannten Richtwerte für Hundefutter jedoch meist deutlich überschritten.
Werden Rationen selbst zusammengestellt, ist für ausgewachsene Hunde im Erhaltungsstoffwechsel ein Anteil an Eiweißlieferanten (Fleisch, Eier, Milchprodukte) in der Gesamtration von mindestens 35-45 % vorzusehen. Bei wachsenden Hunden sowie trächtigen und säugenden Hündinnen sollten die Eiweißlieferanten mindestens 45-55 % der Ration ausmachen.
Auf die Kombination mit Kohlenhydraten zu verzichten ist grundsätzlich möglich, aber eine sehr hohe Eiweißzufuhr kann unter Umständen zu Verdauungsproblemen führen und belastet Leber und Niere.
Ein Eiweißmangel macht sich durch vielfältige Symptome bemerkbar, z.B. durch eine schlechte Haut- und Fellqualität, eine erhöhte Infektionsneigung oder Muskelschwund. Bei Jungtieren kann es bei extremer Eiweißunterversorgung auch zu Wachstumsstörungen kommen.
Die Eiweißverdauung wird sowohl durch die aufgenommene Eiweißmenge und die Qualität des Eiweißes beeinflusst.
Eiweißaufnahme: Bei einer sehr hohen Eiweißaufnahme, z.B. einer reinen Fleischfütterung, kann es passieren, dass die Kapazität der Enzyme, die für die Eiweißverdauung verantwortlich sind, überschritten wird. Dies kann insbesondere bei Hunden passieren. Schaffen es die Enzyme nicht, das gesamte Eiweiß im Dünndarm abzubauen, gelangt vermehrt unverdautes Eiweiß in den Dickdarm, wo es von den dort ansässigen Bakterien abgebaut wird. Als Folge des bakteriellen Eiweißabbaus entstehen schädliche Abbauprodukte wie Ammoniak und Gase. Die Gase können dann bei den Tieren Blähungen hervorrufen.
Der Einstrom von unverdautem Eiweiß in den Dickdarm kann jedoch nicht nur zu Blähungen bei den Tieren führen. In der Folge verschiebt sich die Zusammensetzung der Bakterienflora, da die eiweißverwertenden Bakterien gefördert werden. Diese veränderte Bakterienflora kann Durchfall bei den Tieren verursachen.
Eiweißqualität: Neben der aufgenommenen Eiweißmenge ist insbesondere die Eiweißqualität für die Verdauung von großer Bedeutung. Eine gute Eiweißqualität weisen Futtermittel wie Fleisch, Eier oder Milchprodukte auf. Futtermittel wie z.B. bindegewebsreiche Schlachtabfälle (Lunge, Pansen, Euter, Ochsenziemer u.a.) enthalten schwer verdauliches Eiweiß. Die Struktur des Bindegewebes kann von den Verdauungsenzymen im Dünndarm nicht gut aufgeschlossen werden, sodass das schwer verdauliche Eiweiß unverdaut in den Dickdarm gelangt und dort von den Bakterien abgebaut wird. Die Folge können schmieriger Kot, Durchfall oder Blähungen sein.

Nährstoffverdaulichkeit: Fette

Empfohlener Anteil der Ration (%)Mind. 5,5 % i.d. Trockensubstanz bei erwachsenen Hunden, Erhaltungsstoffwechsel und 8,5 % i.d. Trockensubstanz bei Hunden im Wachstum und in der ReproduktionFolgen einer zu hohen ZufuhrGenerell gute Fettverdaulichkeit, evtl. Gefahr von Übergewicht. Ausnahme: Bauchspeicheldrüsenerkrankungen. Folgen einer zu niedrigen ZufuhrMangel an essentiellen Fettsäuren kann vielfältige Symptome hervorrufen: Haut und Fellprobleme, erhöhte Infektionsneigung, Fruchtbarkeitsstörungen.

Fette werden in der Regel gut verdaut. Für ausgewachsene Tiere im Erhaltungsstoffwechsel ist ein Fettgehalt von 5,5 % in der Trockensubstanz bedarfsdeckend. Dieser Wert wird in der Praxis meist deutlich überschritten. Da die Fettverdaulichkeit in der Regel gut ist, stellt dies prinzipiell kein Problem dar und kann die Akzeptanz des Futters erhöhen. Allerdings bedeutet ein hoher Fettgehalt, dass die Energiedichte des Futters hoch ist.
Fette sind jedoch nicht nur Energielieferanten, sondern stellen auch essentielle Fettsäuren bereit, also Fettsäuren die nicht vom Körper selbst hergestellt werden können und somit zwingend mit der Nahrung aufgenommen werden müssen. Hierzu gehören bsp. die Linolsäure und die alpha-Linolsäure. Bei einem Mangel an essentiellen Fettsäuren kann es zu unterschiedlichen Symptomen kommen, bsp. Zu Haut- und Fellproblemen, einer erhöhten Infektionsneigung oder Fruchtbarkeitsstörungen.

Nährstoffverdaulichkeit: Rohfaser

Empfohlener Anteil der Ration (%)Ca. 1,5 % i.d. TrockensubstanzFolgen einer zu hohen ZufuhrHohe Kotmengen, herabgesetzte Verdaulichkeit und Akzeptanz des FuttersFolgen einer zu niedrigen ZufuhrVerdauungsprobleme

Bauchspeicheldrüse

Die Bauchspeicheldrüse sezerniert ein fettspaltendes Enzym, die Lipase. Ist die Bauchspeicheldrüse erkrankt, kann die Fettverdauung nicht mehr richtig funktionieren und das Fett wird mit dem Kot unverdaut ausgeschieden. Dieser „Fettstuhl“ hat meist eine lehmartige Farbe. Daneben sezerniert die Bauchspeicheldrüse auch Enzyme für die Kohlenhydrat- und Eiweißverdauung. Aufgrund der großen Bedeutung der Bauchspeicheldrüse für die Verdauung werden bei Erkrankung Enzympräparate eingesetzt, die die Nährstoffausnutzung erhöht. Der Fettgehalt im Futter sollte bei erkrankten Tieren auf unter 10% in der Trockensubstanz abgesenkt werden.

Leber

Die Leber ist ebenfalls von großer Bedeutung. Die von der Leber sezernierte Galle aktiviert die fettspaltenden Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse. Darüber hinaus bringt die Galle die aufgespaltenen Fettpartikel in eine veränderte physikalische Form. Dieser Vorgang nennt sich „Mizellenbildung“. So verändert können die Fettpartikel über die Darmwand aufgenommen werden.
Schließlich ist die Leber ein wichtiges Entgiftungsorgan. So wird bsp. Ammoniak in der Leber zu Harnstoff entgiftet, der dann über die Niere ausgeschieden wird.

Dickdarm

Im Dickdarm werden, mit Ausnahme von bestimmten Mineralstoffen und vor allem Wasser kaum noch Nährstoffe über die Darmwand aufgenommen. Der Wasserentzug im Dickdarm führt zum geformten und festen Kot.
Bei Darmproblemen, bsp. Entzündungen, kann der Wasserentzug gestört sein. Die Folge ist ein wässriger Kot – Durchfall.
Im Dickdarm der Hunde befindet sich eine hohe Anzahl an Bakterien. Diese sind insofern von Nutzen, als sie pflanzliche Faserstoffe (Rohfaser) abbauen können und dabei Stoffwechselprodukte wie kurzkettige Fettsäuren und Vitamine produzieren. Die Aufnahme von schwer verdaulichem Eiweiß oder Infektionen können zu einer Verschiebung der bakteriellen Dickdarmflora führen. Um das Gleichgewicht wieder herzustellen kommt bsp. der Einsatz von Möhren oder Äpfeln infrage, die die sogenannten Pektine als Faserstoffe enthalten und von den erwünschten Bakterien als Nährstoffsubstrat genutzt werden.
Der Rohfaseranteil führt auch zu einer Regulierung der Darmmotilität. Für ausgewachsene Hunde im Erhaltungsstoffwechsel sollte der Rohfaseranteil mindestens 1,5% in der Trockensubstanz betragen. Sehr hohe Fasergehalte im Futter können die Akzeptanz und Verdaulichkeit des Futters herabsetzen.






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