Körpergröße und -gewicht
Ein ausgewachsener zweijähriger Braunbrustigel erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 22 bis 30 Zentimetern. Etwa zwei Zentimeter lang ist der Schwanz. Das Körpergewicht der Braunbrustigel schwankt in Abhängigkeit vom Lebensalter des jeweiligen Tieres und der Jahreszeit. Braunbrustigel, die ihr erstes Lebensjahr vollendet haben, wiegen in der Regel zwischen 450 und 700 Gramm. Braunbrustigel, die im Spätsommer mehr wiegen als dies, sind in der Regel älter. Sie können mehr als 1.500 Gramm wiegen, weil sie Fettreserven für das Winterhalbjahr aufbauen. Im Frühjahr, wenn die Fettreserven durch den Winterschlaf dagegen aufgebraucht sind, wiegen auch ältere Igel gelegentlich nur noch 350 Gramm.
Die Stacheln
Auffälligstes Merkmal des Braunbrustigels sind die Stacheln, die die Kopfoberseite und den Rücken bedecken. Die Anzahl der Stacheln ist abhängig von der Körpergröße. Junge Igel, die gerade in der Lage sind, selbständig das Nest zu verlassen, weisen etwa 3000 Stacheln auf. Ein ausgewachsener, 600 Gramm schwerer Igel hat etwa 5000 und ein sehr großer Igel 7500 Stacheln. Es handelt sich bei den Stacheln jeweils um modifizierte Haare, die rund 20 bis 30 Millimeter lang und ein bis zwei Millimeter dick sind. Die „Lebensdauer“ eines einzelnen Stachels liegt zwischen zwölf und achtzehn Monaten, bevor er ausfällt und ein neuer nachwächst. Die Stacheln sind an der Wurzel cremeweiß und gehen dann in ein Braun über. Unmittelbar vor der weißen Stachelspitze ist die Färbung des Stachels am dunkelsten. Bei jungen Igeln und gelegentlich auch bei älteren Individuen sind sie an dieser Stelle fast schwarz. Gelegentlich kommen Igel vor, deren Stacheln die übliche braune Färbung nicht aufweisen. Eine abweichende weiße oder hornfarbene Stachelfärbung ist in der Regel auf lediglich eine Körperstelle beschränkt. Es treten auch Igel auf, deren Stacheln vollständig weiß oder hornfarben sind. Es handelt sich bei diesen Igeln nicht um Albinos, denn sie weisen an Gesicht und Bauchseite das für Igel charakteristische graubraune Fell auf. Auf der Kanalinsel Alderney machen Igel, deren Stacheln eine auffällig helle, hornfarbene Färbung aufweisen, 25 Prozent der Igel-Population aus: Alderney war ursprünglich igellos, aber 1966 verkaufte die Londoner Haustierabteilung von Harrods dorthin einige Igel. Unter diesen befand sich offensichtlich mindestens ein Exemplar mit einer vermutlich rezessiv vererbten Veranlagung für diese auch als „blond“ bezeichneten Stacheln. Die wenigen Gründertiere, auf die die Igelpopulation auf Alderney zurückgeht, haben die Ausbreitung dieses Merkmals begünstigt. Albinos treten in Igelpopulationen gleichfalls auf. Sie weisen aufgrund eines Pigmentmangels neben rahmweißen Stacheln ein ebensolches Fell, eine rosafarbene Haut und rote Augen auf. Da Braunbrustigel nachtaktive Tiere sind, ist die erhöhte Lichtempfindlichkeit der Albinos von geringer Auswirkung auf die Fitness des individuellen Tieres. Die nächtliche Lebensweise scheint auch den Feinddruck zu verringern, dem Albinos normalerweise ausgesetzt sind, denn Albinos findet man unter Igeln häufiger als bei anderen Tierarten.
Weitere Merkmale
Braunbrustigel haben kurze Gliedmaßen, wobei die Hinterbeine etwas länger als die Vorderbeine sind. Die Füße enden jeweils in fünf Zehen, die mit Krallen versehen sind. Die zweiten, dritten und vierten Zehen sind annähernd gleich lang, die ersten und fünften sind kleiner und haben auch kleinere Krallen. Sie sind Sohlengänger, die die gesamte Fußfläche bei der Fortbewegung aufsetzen. Der Kopf des Braunbrustigels ist mit einer langen, beweglichen Schnauze versehen. Sie haben 36 Zähne, die Zahnformel lautet 3/2-1/1-2/3-3/3. Das bedeutet, dass sie pro Oberkieferhälfte drei Schneidezähne, einen Eckzahn, zwei Prämolaren und drei Molaren, pro Unterkieferhälfte zwei Schneidezähne, einen Eckzahn, drei Prämolaren und drei Molaren haben. Die Schneidezähne des Oberkiefers stehen weit auseinander, sodass die des Unterkiefers dazwischen passen. Wie bei vielen Insektenfressern ist das Gebiss kräftig entwickelt. Die Augen sind rund und klein, die Ohren sind mit einer Länge von einem Zentimeter ebenfalls klein und fast völlig im Fell verborgen. Der Gesichtssinn ist schlecht entwickelt, er spielt aber bei der Nahrungssuche offensichtlich auch nur eine geringe Rolle. Telemetrische Untersuchungen, bei denen auch blinde Igel zu den untersuchten Igeln gehörten, wiesen auf keine wesentlichen Beeinträchtigungen dieser Tiere hin. Blinde Igel haben sogar schon erfolgreich Junge großgezogen. Bei der Nahrungssuche verlassen sich Braunbrustigel vorrangig auf ihren Geruchssinn, wobei das Jacobson-Organ ihnen zusätzlich bei der Witterung von Beute oder Feinden hilft. Auch das Gehör ist gut entwickelt. Beide Geschlechter weisen jeweils fünf Zitzen je Körperseite auf. Die knopfförmige, hautige Penisöffnung der Männchen liegt in der Mitte der hinteren Körperhälfte, etwa fünf Zentimeter vom After entfernt. Die Hoden sind äußerlich nicht zu erkennen. Die Geschlechtsöffnung der Weibchen befindet sich nicht mehr als zwei Zentimeter vor dem After.
Stimme
Beim Erkunden der Umgebung geben Braunbrustigel meist nur leise Schnauf- und Niesgeräusche von sich. Dies ist meist noch von einem Rascheln begleitet, wenn sie sich durch das Unterholz bewegen. Manchmal sind zusätzlich Schmatz- und Knackgeräusche zu hören, die darauf hinweisen, dass der Igel etwas zu fressen gefunden hat. Ein lauteres Keckern ist zu hören, wenn die eigentlich einzelgängerischen Igel in der Nähe von Futterstellen anderen Artgenossen begegnen. Es geht in ein Fauchen und lautes Schnaufen über, wenn Igel sich bedroht fühlen. Gelegentlich wird für Igel auch ein lautes und durchdringendes Schreien oder Kreischen beschrieben. Igel lassen diese Schreie wohl nur in großer Not hören. Am ausdauerndsten und am lautesten lassen Igel ihre Stimme während des Paarungsspieles hören. Die Geräusche, die Igel dabei von sich geben, erinnern an Schnarch- und Sägegeräusche.
Selbstbespeichelung
Braunbrustigel können gelegentlich dabei beobachtet werden, wie sie durch kauende Bewegungen große Mengen eines schaumigen Speichels produzieren und diesen Speichel unter auf den Menschen sonderbar wirkenden Verrenkungen auf den Rücken spucken. Es ist bislang nicht ausreichend geklärt, was die Ursache und die Folgewirkung dieses Verhaltens ist. Es tritt jedoch insbesondere dann häufig auf, wenn die Tiere eine besonders intensiv riechende Substanz wittern. Es wird daher vermutet, dass dieser Vorgang der Reinigung der Geschmacks- und Geruchszellen dient.
Das Einrollen des Igels
Zu den bekanntesten Eigenschaften der Igel zählt ihre Fähigkeit, sich zu einer Stachelkugel einzurollen. Das Einrollen des Körpers ist ein komplexes Zusammenspiel zahlreicher Muskeln, darunter des Musculus caudo-dorsalis, der von den Schwanzwirbeln zum Rücken verläuft und die Stacheln aufrichtet, und eines Schließmuskels (Musculus sphincter cuculli), der das Tier geschlossen hält und so die ungeschützten Körperteile verbirgt. Jeder Stachel ist zusätzlich mit einem Aufrichtemuskel (Musculus arrector pili) ausgestattet, der bei Kontraktion dafür sorgt, dass die Stacheln starr aufgestellt werden. Braunbrustigel rollen sich nicht bei jeder Gefahr vollständig ein, sondern begnügen sich anfangs mit einem Einziehen des Kopfes beziehungsweise dem Aufstellen der Stachelhaube des Kopfes.
Lebenserwartung
Es liegen noch keine ausreichenden Informationen darüber vor, wie alt Igel werden können. Belegt ist für in freier Wildbahn lebende Igel ein Lebensalter von bis zu sieben Jahren. In Gefangenschaft erreichten Igel schon ein Alter von zehn Jahren und mehr. Die wenigsten neugeborenen Igel erreichen jedoch ein so hohes Lebensalter. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Todesrate bei Jungigeln sehr hoch ist: Aus einem Wurf von fünf Jungigeln stirbt im Schnitt bereits ein Igel, bevor er das erste Mal das Nest verlassen kann. Von zehn Jungigeln überleben nur ein oder zwei das erste Lebensjahr. Die Igel, die bereits ihr erstes Lebensjahr abgeschlossen haben, haben dagegen eine 50-prozentige Chance, auch ihr zweites Lebensjahr zu vollenden.
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