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LEBENSWEISE, WINTERSCHLAF, FORTPFLANZUNG
 
Tierärztliche Praxis für Kleintiere
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Aktivität und Sozialverhalten

Der Braunbrustigel ein dämmerungs- und nachtaktiver Einzelgänger. Den Tag verschläft der Igel in einem Nest, um in der Dämmerung und Nacht auf Nahrungssuche zu gehen. Der Braunbrustigel hat zwei Hauptaktivitätsphasen. Die erste liegt zwischen 18 und 21 Uhr, die zweite zwischen 0 und 3 Uhr.
Das Gebiet, das ein Männchen regelmäßig durchstreift, kann bis zu 100 Hektar umfassen. Weibchen dagegen nutzen Reviere, die selten größer sind als 30 Hektar. Braunbrustigel sind grundsätzlich sehr ortstreu. Sie nutzen innerhalb ihres Revieres mehrere Nester aus Laub oder Gras, die sie in unregelmäßigen Abständen aufsuchen. Braunbrustigel sind Einzelgänger, die außerhalb der Paarungszeit Kontakt zu Artgenossen meiden. Sie weisen kein Territorialverhalten auf, sondern haben einander überlappende Reviere.
Männchen legen während ihrer nächtlichen Nahrungssuche etwa zwei bis drei Kilometer zurück. Die nächtlichen Wanderstrecken der Weibchen sind dagegen etwas kürzer. Telemetrische Untersuchungen haben gezeigt, dass sie auch in der Lage sind, Flüsse schwimmend zu durchqueren. In der Regel stellen solche Fließgewässer aber die Grenzen ihres Territoriums dar.

Winterschlaf

Der Braunbrustigel hält einen Winterschlaf, der auch unterbrochen werden kann. Er zählt zu den echten Winterschläfern und verbringt während der nahrungsarmen Zeit rund fünf bis sechs Monate (von Oktober oder November bis April) in einem geschützten kugelförmigen Nest, als Winterquartier dienen ihm auch Reisig- oder Laubhaufen. Alle Stoffwechselvorgänge sind dabei stark vermindert. Die Körpertemperatur sinkt von rund 36 Grad auf ein bis acht Grad, die Atemfrequenz liegt bei ein- bis zweimal pro Minute, der Herzrhythmus sinkt auf fünf Schläge pro Minute. Während des Winterschlafes verlieren sie zwischen 17 und 26 Prozent ihres Körpergewichtes. Um den Winterschlaf zu überleben, müssen die Tiere mindestens 500 Gramm Körpergewicht haben. Bei 15 Grad Außentemperatur wird der Winterschlaf beendet.

Die Paarung

Die Paarungszeit der Igel beginnt bereits Ende April oder im Mai und erstreckt sich bis Mitte August. Männliche Igel legen auf der Suche nach paarungswilligen Partnerinnen große Strecken zurück. Findet ein Männchen ein paarungsfähiges Weibchen, umkreist er es mit großer Ausdauer. Das Weibchen entzieht sich den Nachstellversuchen des Männchens, indem sie ihm unter Schnaufen und Fauchen die Körperseite zuwendet und mit aufgestellten Kopfstacheln und Stößen des Kopfes die Annäherungsversuche des Männchens abwehrt. Die Bewegungen der beiden Igel sind so auffallend, dass sie gelegentlich auch als „Igelkarussell“ bezeichnet werden. Ein solches Igelkarussell kann sich über Stunden hinziehen. Kommt ein weiteres Männchen hinzu, nutzt das Weibchen häufig den kurzen Kampf zwischen den beiden Männchen, um sich zu entfernen.
Trotz der Stacheln vollzieht sich die Paarung der Braunbrustigel in einer für Säugetiere konventionellen Haltung. Das Männchen besteigt das Weibchen von hinten. Diese drückt ihren Leib flach gegen den Boden und hat gleichzeitig die Stacheln flach angelegt. Die Begattung kann sich mit kurzen Pausen über eine Stunde hinziehen. Bleibt das Männchen nach der Paarung in der Nähe des Weibchens, dann verbeißt das Weibchen kurz vor der Geburt das Männchen. In der Regel sucht das Männchen aber bereits kurz nach der Paarung weiter nach paarungswilligen Partnerinnen.

Die Jungtiere

Nach einer Tragezeit von rund 35 Tagen bringt das Weibchen zwischen Juni und September seinen Nachwuchs zur Welt. Der geburtenstärkste Monat ist der August. In Mitteleuropa werden 61 Prozent aller Jungigel in diesem Monat geboren. Als Bau nutzt sie ein großes, mit trockenem Gras, altem Laub und Moos sorgfältig ausgepolstertes Nest, das sie etwa einen Tag vor der Niederkunft baut. Als Kinderstube werden meist regengeschützte Unterstände wie hohle Bäume, Reisighaufen, Holzstöße oder auch Hohlräume unter Gartenhäuschen und Schuppen genutzt. Die Jungigel wiegen bei der Geburt 12 bis 25 Gramm und haben noch geschlossene Augen und Ohren. Wird die Igelmutter während oder kurz nach der Geburt gestört, verlässt sie ihren Wurf oder frisst ihn sogar auf. Erst später reagiert sie auf Störungen, indem sie die Jungen in ein anderes Nest trägt.

Zusammensetzung der Igelmilch (Nährstoff je 100 g)

Trockensubstanz 45,2 g, Energie1353 kJ, Rohprotein16 g, Rohfett 25,5 g, Lactose 0,07 g, Calcium 0,41 mg, Phosphor 0,27 mg, Magnesium 0,03 mg, Natrium 0,09 mg, Kalium0,15 mg, Eisen 1,79 mg, Kupfer 0,31 mg, Zink 3,02 mg.
Die Säugezeit dauert ungefähr bis zur sechsten Woche. In der ersten Woche nehmen sie etwa drei Gramm täglich, ab der dritten Lebenswoche etwa vier Gramm täglich zu. Am Ende der Säugezeit wiegen Jungigel etwa 200 bis 250 Gramm. Igelmilch hat einen sehr hohen Trockensubstanz- und Fettgehalt und einen sehr niedrigen Milchzuckergehalt (Lactose) und ähnelt damit am ehesten der Milch von Robben. Das Fett besteht vorwiegend aus langkettigen Fettsäuren mit einem sehr hohen Anteil von Linolsäure. Der Eisen- und Zinkgehalt sind ebenfalls außergewöhnlich hoch. Der hohe Zinkgehalt ist vermutlich dem Wachstum der Stacheln geschuldet, die hohe Gehalte an diesem Spurenelement haben.
Die etwa 100 Stacheln, über die ein frischgeborener Igel verfügt, sind zum Zeitpunkt der Geburt weiß und in die rosafarbene, wie aufgequollen wirkende Rückenhaut eingebettet. Bereits innerhalb der ersten beiden Lebenswochen wachsen dem Jungigel zunehmend weitere Stachel, die die igeltypische Färbung mit der braunen Mitte aufweisen. Ab einem Alter von 14 Tagen beginnen sich die Augen zu öffnen. Ab dem 21. Lebenstag stoßen die Milchzähne durch. Sie werden im Alter von zwei bis drei Monaten allmählich gegen das bleibende Gebiss ersetzt. Im Alter von dreieinhalb Wochen verlassen die Jungen erstmals das Nest und versuchen selbständig Nahrung zu finden. Die Geschlechtsreife erlangen sie mit etwa neun Monaten.

Wurfgröße

In Mitteleuropa tragen Braunbrustigel in der Regel nur einen Wurf pro Jahr aus. Geht der erste Wurf verloren, haben Igel gelegentlich einen zweiten Wurf, der dann im Spätsommer zur Welt kommt. Diese Jungigel haben jedoch nur eine geringe Chance, das Winterhalbjahr zu überleben. Sie verfügen meist nicht über ausreichend Fettreserven, um aus dem Winterschlaf wieder aufwachen zu können. In wärmeren Regionen des Verbreitungsgebietes können Braunbrustigel aber jährlich bis zu zwei Würfe großziehen. Die Wurfgröße kann zwischen zwei und zehn Jungigeln variieren. Durchschnittlich kommen vier bis fünf Jungtiere zur Welt. In der Regel verfügt eine Igelmutter nicht über ausreichend Milch, um einen größeren Wurf als fünf Jungigel ausreichend zu ernähren. Ist das Wetter zu kalt oder zu trocken, so dass die Igelin nicht mehr ausreichend Futter findet, ist selbst die Ernährung eines solch durchschnittlichen Wurfes gefährdet. Der britische Igelexperte Pat Morris schätzt, dass eine Igelin pro Saison nicht mehr als zwei, höchstens drei Jungtiere großzieht.




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