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TAURIN
 
Tierärztliche Praxis für Kleintiere
& Tierphysiotherapie
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Taurin ist eine Aminosäure. Sie spielt in der Ernährung eine besondere Rolle, vor allem für Katzen.

Aufbau
Taurin ist eine schwefelhaltige ß-Aminosäure, bei der sich die Aminogruppe am zweiten Kohlenstoffatom befindet. Taurin hat außerdem eine Schwefelsäurengruppe(SOOH).

Vorkommen
Die meisten tierischen Gewebe, besonders die Muskulatur (Herz- und Skelettmuskel), die Eingeweide und das Gehirn, enthalten Taurin als freie Aminosäure in hohen Konzentrationen. Es kommt weiterhin vor in der Retina, der Leber, den Blutplättchen, den Leukozyten und in Flüssigkeiten wie Milch. Taurin ist mit Gallensäuren verbunden und bildet mit diesen wasserlösliche Gallensalze. Taurin wird nicht in vom Körper hergestellte Proteine eingebaut.
Pflanzen enthalten kein Taurin.

Aufgaben
Taurin hilft bei der Aufnahme von Nahrungsfetten. Es dient als Neurotransmitter und Neuromodulator im zentralen Nervensystem und ist an der Regulation der Körpertemperatur, Gehirnentwicklung, dem Erhalt der normalen Retinastruktur und ist an einer normalen Herzfunktion beteiligt. Außerdem bindet Taurin toxische (giftige) Substanzen, wirkt als Antioxidans, stabilisiert Zellmembranen und reguliert Zellvolumen und Zellosmolarität.

Essentielle Aminosäure für Katzen
Katzen können in ihrer Leber nur wenig Taurin synthetisieren . Die geschwindigkeitsbegrenzenden Enzyme, die für die Umwandlung von Methionin und Cystein in Taurin verantwortlich sind, Cysteindeoxigenase und Cysteinsäurdecarboxylase, besitzen bei der Katze nur eine sehr geringe Aktivität. Gleichzeitig kommt es bei Katzen zu einem wesentlichen Verlust von Taurin über den enterohepatischen Kreislauf der Gallensäuren, bei deren Konjugation und Ausscheidung Taurin eine wesentliche Rolle spielt. Viele Tiere sparen Taurin, indem sie auf eine Konjugation mit Glyzin umstellen, wenn die Taurinzufuhr über die Nahrung nicht mehr ausreichend ist. Die Leberenzyme der Katze sind zu einer Nutzung von Glyzin nicht in der Lage und konjugieren Gallensäuren hauptsächlich mit Taurin. Die Mehrzahl der in das Darmlumen abgegebenen Gallensalze wird zwar nach ihrer Resorption wieder der Leber zugeführt, sobald Taurin jedoch aus seiner Bindung mit den Gallensäuren gelöst ist, steht es nicht nur für die Resorption , sondern auch zur Ausscheidung über die Fäzes und für den Abbau durch Mikroorganismen zur Verfügung. Der Abbau durch Mikroorganismen scheint für diese Dekonjugation und die wesentlichen Verluste von freiem Taurin verantwortlich zu sein.
Diese Verluste, zusammen mit der minimalen Fähigkeit zur Synthese (Herstellung), machen Taurin für die Katzen zu einer essentiellen Aminosäure.

Taurinmangel
Der Taurinbedarf wird beeinflusst durch: die Proteinquelle, die kommerzielle Verarbeitung des Futters, dem Gehalt an schwefelhaltigen Aminosäuren, dem Fasergehalt des Futters und den eigenen Stoffwechselbedürfnissen. Häufig ist ein Taurinmangel bei Katzen die mit Hundefutter, selbstgekochtem Futter oder vegetarisch ernährt werden. Klinische Symptome eines Taurinmangels treten erst bei länger bestehender Mangelsituation zwischen ca. fünf Monaten und zwei Jahren auf. Jedoch treten nur bei ca. 40% der Katzen mit bestehendem Taurinmangel klinische Symptome auf.

Katzen:
Fehlt Taurin, kommt es zu vielfältigen Krankheitsbildern. Hierzu gehören ein Versagen der Fortpflanzungsfähigkeit bei Katzen, Entwicklungsanomalien bei jungen Katzen, eine zentrale Degeneration der Retina und eine erweiterte Kardiomyopathie. Auch wurden Gehörverlust, übermäßige Thrombozytenaggregation und Störung des Immunsystems beobachtet.
Zentrale Retinadegeneration: Frühe Anzeichen der Erkrankung sind mit Hilfe einer ophthalmologischen Untersuchung zu erkennen. Störungen der Retinafunktion können im Elektroretinogramm nachgewiesen werden. Die Entwicklung einer Retinadegeneration dauert mindestens drei Monate. Den Besitzern fällt meistens als erstes auf, das sich ihre Katze bei Sprüngen verschätzt oder gegen Gegenstände läuft. Die Schäden sind bleibend.
Dilatative Kardiomyopathie: Die Katzen sind klinisch unauffällig oder zeigen akute Symptome einer Herzinsuffizienz, z.B. Apathie, Anorexie und Dyspnoe. Weitere Befunde sind möglicherweise ein Pleuraerguss, ein Lungenödem, ein Galopprhythmus des Herzens, systolische Herznebengeräusche und ventrikuläre Arrhythmien. Bei schwerer Herzinsuffizienz kommen eine erniedrigte Körpertemperatur, blasse Schleimhäute und ein schwacher Puls hinzu. Die Katzen sind häufig zu schwach zum Stehen. Die Diagnose erfolgt durch eine Herzsonographie.
Fortpflanzung und Fetalentwicklung: Bei Katzen mit Taurinmangel kommt es häufig um den 25. Tag der Trächtigkeit zu einem Absterben der Feten und einem Abort oder Resorption der Feten. Geburten sind häufig nicht zeitgerecht. Die Welpen zeigen geringere Überlebensraten, sie sind klein und schwach. Das Wachstum ist nach der Geburt um bis zu 40% verzögert. Oft zeigen überlebende Welpen eine Aplasie des Kleinhirns, eine gestörte Entwicklung der Hinterextremitäten und eine Kyphose der thorakalen Wirbesäule. Abortierte Feten zeigen einen ausgeprägten Hydrozephalus oder eine Anenzephalie.

Hunde:
Beim amerikanischen Cocker Spaniel und beim Golden Retriever gibt es einen Zusammenhang zwischen einer erweiterten Kardiomyopathie und einem Taurinmangel im Plasma und im Herzmuskel.

Diagnose eines Taurinmangels
Die Diagnose basiert einerseits auf den klinischen Symptomen und einem niedrigen Tauringehalt in Plasma und Vollblut.

Taurinbedarf bei Katzen
Der Taurinbedarf hängt von vielen Faktoren ab. Hierzu gehören die Bestandteile und die Verarbeitung des Futters, der Proteinanteil (höher, je mehr Protein) und die Art des Proteins. Außerdem die Verabreichungsform (Gefroren, Feuchtfutter). Die Verarbeitung des Futters beeinflusst den bakteriellen Taurinabbau im Darm. Faktoren, die eine bakterielle Überwucherung im Darm fördern, können den Taurinbedarf verdoppel bis versechsfachen. Katzen benötigen täglich etwa 50 mg an verfügbarem Taurin. Dieses kann in Form von hochwertigem tierischem Gewebe oder als kristalline Aminosäure zur Futterergänzung verabreicht werden.
Fütterungsempfehlung bei Katzen
1 g gereinigtes kristallines Taurin / kg Trockenfutter (0,1% i. TS)
2 g gereinigtes kristallines Taurin / kg Nassfutter (0,2% i. TS)
Der Tauringehalt wird von der AAFCO (Association of American Feed Control Officials) für handelsübliche Trockenfutter mit 1000 mg / kg Futter bzw. für Feuchtfutter mit 2000 mg / kg Futter angegeben. Häufig wird jedoch für Feuchtfutter ein Gehalt an Taurin für bis zu 2500 mg / kg empfohlen.

Fütterungsempfehlung bei Katzenwelpen
Katzen können das in der Nahrung enthaltene Taurin besser nutzen als erwachsene Katzen, vermutlich wegen des geringeren bakteriellen Abbaus im Magen-Darm-Trakt. Eine normale Taurinkonzentration im Plasma lässt sich im Alter von 12 bis 18 Wochen durch die tägliche Verabreichung von 150 - 197 mg Taurin / kg Körpergewicht aufrechterhalten. Katzenmilch enthält ca. 300 mg Taurin / Liter. Katzen, die mit einem taurinarmen Futter ernährt werden, produzieren auch eine taurinärmere Milch, was zu einer Beeinträchtigung des Wachstums und der Entwicklung der Welpen führen kann. Kuhmilch enthält im Vergleich zur Katzenmilch nur ca. 1,3 mg Taurin / Liter, daher muss hausgemachte Ersatzmilch auf Kuhmilchbasis mit Taurin angereichert werden.
Taurin (Trockenfutter) 0,02 g / 100 kcal bzw. 0,1 % i. TS*
Taurin (Dosenfutter) 0,04 g / 100 kcal bzw. 0,2 % i. TS*
* basierend auf einem Energiegehalt der Nahrung von 4,7 kcal / g Trockensubstanz

Fütterungsempfehlung in der Therapie
In der Therapie sollten zur schnellen Auffüllung der Gewebespeicher 2 x täglich 250 - 500 mg Taurin zugefüttert werden. Dadurch kann es bei Katzen mit einer dilatativen Kardiomyopathie zu einer Besserung kommen. Eine zentrale Retinadegeneration oder Entwicklungsstörungen sind irreversibel.
Hunde sollten 3 x täglich zwischen 500 und 1000 mg Taurin erhalten.
Nach 12 - 16 Wochen sollte die Ergänzung überprüft werden. Sind die Zeichen der Herzinsuffizienz verschwunden und die echekardiographischen Werte in der Norm, sollte der Patient nun ein Futter zu sich nehmen, das die normale Taurinkonzentration unterhält.
Taurinbedarf bei Hunden

Hunde:
Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Taurin für Hunde eine essentielle Aminosäure darstellt. Allerdings kann Taurin fallweise essentiell sein.


Quelle:
Wikipedia
Hand, Thatcher, Remillard, Roudebush: Klinische Diätetik für Kleintiere, 4. Auflage
Rand, Jacquie: Katzenkrankheiten
u.a.




Tabak (Nicotina tabacum) | Therapie

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